Ohne Kultur würde ich verhungern. Zum Glück habe ich oft das Gefühl, alles um mich her­um sei Kultur. Das heisst: Alles, was eine Geschichte erzählt, ist für mich Kultur. Das fängt schon an bei den Kleidern. Meine Lieblingsdesignerin ist Ida Gut. Sie entwirft jedes Stück mit viel Liebe, lässt es im Tessin produzieren und verkauft es in ihrem Laden in Zürich.

Auch die Schuhe an meinen Füssen er­zählen Geschichten. Besonders jene von «Schuhkult» in Bern, meiner liebsten Boutique. Dort wird mir sogar nach Ladenschluss die Tür geöffnet. Schuhe von dort sind jeweils ein Geschenk an mich selbst.

Der Geschenkewahn an Weihnachten ist nicht so mein Ding. Aber die Vorweihnachtszeit, die hat ihre zauberhaften Momente. Am Vorabend treffe ich mich gerne mit lieben Menschen bei Milo an der Austern-Bar im «Viadukt» in Zürich. Dort gerät man unweigerlich in Feststimmung.

Das schafft auch die Musik der Schweizer Band Lunik. Schade, dass sie nicht mehr live auftreten. Wer aber gut zum Advent passt, ist der Aargauer Tastenmann Hendrix Ackle. Endlich, nach langen fünf oder sogar zehn Jahren, ist jetzt sein Soloalbum «Logbook» erschienen. Mit ihm im Ohr verkürzt sich das Pendeln von Zürich nach Basel ins Radiostudio, wo ich gerade in der Literaturredaktion aushelfe. Es macht Spass, Bücher nicht nur im Freundeskreis zu besprechen, sondern für die Hörer aufzubereiten. Am meisten gefreut hat mich, dass die Autorin, über die ich meinen ersten Buchtipp produzierte, mit ihrem Debütroman gleich auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises landete. Monika Zeiner hat mit «Die Ordnung der Sterne über Como» ein wunderbares Buch geschrieben über eine Dreiecks-Jugendfreundschaft mit tödlichem Ausgang, über Musik, verdrängte Gefühle und die Melancholie. Unbedingt ­lesen!

Meine Kulturagenda für die Vorweihnachts- und Weihnachtszeit ist geprägt von eigenen Einsätzen. Ich werde mit Traudl Bünger in Berlin das sehr vergnügliche und praktische Buch «Die Romantherapie» präsentieren. Darin findet sich zu jedem Leiden – von Fernweh bis Zahnschmerzen – ein «therapeutischer» Buchtipp. Am So, 15.12., bin ich gleich doppelt im Einsatz: Auf Radio SRF 1 stelle ich im «BuchZeichen» (14.06) den Literaturkritiker Dieter Wunderlich vor. Und am gleichen Abend stehe ich in der Artbar in Brugg auf der Bühne, mit Pedro Lenz, Sven Furrer, Hendrix Ackle, Roberto Caruso und HP Stamm für eine musikalisch-literarisch-improvisierte Weihnachtsgeschichte, die ­Urs Augstburger geschrieben hat. Am Mi, 18.12., gibt es die siebte Ausgabe von ­«AllesAargau», unserer Reihe für Exil-, Heimweh- und andere Aargauer in der Stanzerei ­in Baden mit Autor und Performer Jens Nielsen und Kügelibahn-Bauer Alain Schartner.

Meine liebsten Kulturmomente erlebe ich im Kino, wenn es mit einer neuen Geschichte aufwartet. Wenn ich könnte, würde ich jede Woche einen Mittag im «Lunchkino» verbringen. Auf meiner aktuellen Unbedingt-Sehen-Liste steht «Das merkwürdige Kätzchen», das Erstlingswerk des Schweizers Ramon Zürcher. Oder «Vaters Garten», der Dokumentarfilm von Altmeister Peter Liechti. Solche Filme ziehe ich dem Geschenke-Einkaufstrubel zehnmal vor.

Monika Schärer: Die Moderatorin und Redaktorin ist für SRF tätig und daneben regelmässig als Vor­leserin, Kulturorganisatorin und Gesprächsleiterin für verschiedene Anlässe unterwegs