Eine Babuschka, die würdevoll im Sessellift über die Berge des Kaukasus schwebt; ein von Russ geschwärzter und in Zigarettenrauch gehüllter Grubenarbeiter aus dem Donbass; ein strahlendes Mädchen mit seinen Malstiften, dem der Vater über die Schulter schaut: Von solchen kraftvollen Bildern hat sich die ukrainische Schriftstellerin Katja Petrowskaja für ihre Kolumnen in der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» inspirieren lassen. In kurzen, verdichteten Prosatexten geht sie einem Bild ihrer Wahl auf die Spur. Die ersten Texte habe sie verfasst, als der Osten der Ukraine von Russland angegriffen wurde, schreibt sie im Nachwort des daraus entstandenen Text-Bild- Bands. «Damals habe ich angefangen, über Fotos zu schreiben, aus Ohnmacht vor der Gewalt.» So webt sie in ihre Texte oft gesellschaftspolitische Betrachtungen ein. « Ich möchte diese Miniaturen, die kleinen Fragmente, dem Krieg entgegenstellen, auf der Suche nach Stimme», schreibt sie. Immer ist auch eine persönliche Note dabei, und zuweilen gräbt sie gar im Familienarchiv, wie beim Vater-Tochter- Foto – auf dem Bild ist sie selbst, 1974 in ihrer Wohnung in Kiew, zu sehen. Ihren berührenden Text-Bild-Band stellt die Autorin, die seit 1999 in Berlin lebt, nun auch in der Schweiz vor. Unter anderem ist sie am Festival Literarischer Herbst (15.9.–18.9.) in Gstaad zu Gast.

Katja Petrowskaja
Sa, 17.9., 20.00 Hotel Huus Saanen-Gstaad BE (Literarischer Herbst)
Mo, 19.9., 19.00 Literaturhaus Basel
Do, 22.9., 20.00 Kunstmuseum St. Gallen