Die Handlung dieses Krimis kann man vergessen. Die Geschichte ist ziemlich einfach gestrickt und voraussehbar. Auch hätte das Lektorat an diesem Buch etwas sorgfältiger arbeiten dürfen. Trotzdem lohnt es sich für den Leser, sich in den Roman «Kornblumenblau» zu vertiefen. Denn er bringt ihm den serbischen Alltag näher: Das Leben scheint grau und deprimierend; aber gleichzeitig so bunt und  sinnlich, wie man sich das in Mitteleuropa fast nicht vorstellen kann. Familienbindungen sind eng und vielfältig, ähnlich, wie sie es in der Schweiz im 19. Jahrhundert waren. Diese streckenweise detaillierten Milieuschilderungen machen das Buch lesenswert.
Doch der Reihe nach: Zwei serbische Soldaten werden tot aufgefunden, sie sollen einem Selbstmordritual zum Opfer gefallen sein. Die Familienangehörigen akzeptieren den Befund nicht und beauftragen einen regimekritischen Anwalt, den wahren Sachverhalt zu recherchieren. Dieser wiederum bittet die Juristin Milena Lukin um Unterstützung. In diesem Juristenmilieu ist allerdings vieles anders, denn Rechtsstaatlichkeit gibt es kaum.
Das Autorenpaar Christian Schünemann und Jelena Volic schrieb diesen Krimi über ein Verbrechen, dessen Wurzeln zurück in den Bürgerkrieg Mitte der 90er-Jahre reichen. Die beiden Autoren zeigen, wie korrupt das serbische Justizsystem ist und wie allmächtig die militärischen Strukturen geblieben sind.

[Buch]
Christian
Schünemann,
Jelena Volic
«Kornblumen­blau»
368 Seiten
(Diogenes 2013).
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