Alle sind von Panik gezeichnet, aber alle hüllen sich in Schweigen. Gleich mehrere alte Bewohner von Furth am See erleiden seltsame Unfälle. Und aus ist es mit der Idylle im Kurort, denn Kommissar Ludwig Kovacs hegt den Verdacht, dass diese Vorkommnisse mit konkreten Straftaten zu tun haben. An Fronleichnam wird ein Securitymann angeschossen, kurz zuvor ist die Schülerin Elvira spurlos verschwunden.

Wo Kovacs ermittelt, taucht auch Psychiater Michael Horn auf. Das ungleiche Gespann ist bekannt aus früheren Krimis: «Die Süsse des Lebens» erschien 2006, «Das Matratzenhaus» 2010. In beiden ging es um Kinder, denn Hochgatterer arbeitet hauptberuflich als Kinderpsychiater. Und Kinder spielen auch in «Fliege fort, fliege fort» eine wichtige Rolle.

Obwohl nach neunjähriger Pause erschienen, knüpft sein dritter Krimi an die Vorgänger an. Nebst Kovacs und Horn erkennt man einige weitere Figuren von damals. Die Berge rund um Furth am See wirken erneut als prägende Kulisse, unterschwellig klingt stets Musik mit – von Bob Dylan bis Antonio Vivaldi – und ein ­Zitat aus Goethes «Faust», das dem Buch den Titel gibt.

Erklärungen für die Angst der alten Unfallopfer und für ihr Schweigen finden Kommissar Kovacs und Psychiater Horn unabhängig voneinander in der Vergangenheit. Dorthin führt Paulus Hochgatterer die Leser in seiner angenehm fliessenden, mit österreichischem Vokabular charmant rhythmisierten Sprache. Erneut ist es dem schreibenden Psychiater aus Wien ­gelungen, eine rätselhafte Geschichte in eine fast klischeehaft reale Kulisse zu betten.

Buch
Paulus Hochgatterer
Fliege fort, fliege fort
283 Seiten
(Deuticke 2019)