Konzerte im Netz: Grosse Töne im kleinen Rahmen
Ob Klassik, Jazz oder Rock: Oft sind Konzerte teuer, weit entfernt und schnell ausverkauft. Abhilfe verschaffen Liveübertragungen im Internet – meist kostenlos und in glasklarer Qualität.
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Kulturtipp 10/2018
Letzte Aktualisierung:
08.05.2018
Jonas Frehner
Massiv verspätet wurde 2017 die Elbphilharmonie in Hamburg eingeweiht. Kein Wunder, war der Andrang riesig und der Platz beschränkt. Um trotzdem allen Interessierten das Eröffnungskonzert zugänglich zu machen, wurde es neben der TV-Übertragung online gezeigt: in Livestreams auf der NDR-Website, hochaufgelöst auf der Homepage der «Elphi» und auf Youtube, wo Zuschauer den Saal im 360-Grad-Livestream am Computerbildschirm erkunden konnten. Kost...
Massiv verspätet wurde 2017 die Elbphilharmonie in Hamburg eingeweiht. Kein Wunder, war der Andrang riesig und der Platz beschränkt. Um trotzdem allen Interessierten das Eröffnungskonzert zugänglich zu machen, wurde es neben der TV-Übertragung online gezeigt: in Livestreams auf der NDR-Website, hochaufgelöst auf der Homepage der «Elphi» und auf Youtube, wo Zuschauer den Saal im 360-Grad-Livestream am Computerbildschirm erkunden konnten. Kostenlos und ohne Anfahrtsweg bekam so jeder ein speziell zugeschnittenes Konzerterlebnis in die eigenen vier Wände geliefert.
Zusatzmaterial zum Sendeinhalt: So aufwendig und vielfältig wie diese Übertragung sind die wenigsten Konzerte im Netz. Und doch bieten viele Häuser Zusatzinhalte an, die keine speziellen technischen Kenntnisse voraussetzen. Auch TV- und Radiostationen erweitern online ihr Angebot: SWR Classic (www.swrclassic.de) etwa bietet 20 kostenlose Konzerte pro Saison als Live-Videostream an und gibt Nutzern Zugang zu aufgezeichneten Konzerten. BR-Klassik (www.br-klassik.de) verfügt über ein ähnliches Angebot und zeigt etwa das Konzert «Space Night» des Münchner Rundfunkorchesters (Mi, 9.5., 19.30). Bescheidener – und kostenlos – sind die Angebote des Gürzenich-Orchesters Köln (www.guerzenich-orchester.de/go-plus) und der Kölner Philharmonie (www.philharmonie.tv/about/).
Platzzahlen virtuell erweitern: Auch bei Konzerten der Berliner Philharmoniker ist die Ticketnachfrage grösser als das Platzangebot. Um dieses Problem zu lösen, wurde die digitale Konzerthalle Digital Concert Hall (www.digitalconcerthall.com/) aufgeschaltet. Rund 40 Konzerte pro Saison werden in Topqualität von mehreren Kameras aufgezeichnet und live übertragen. Im Archiv werden diese Aufnahmen durch Interviews oder Dokus ergänzt. Gratis ist das nicht: Nach einer Registrierung und einem kostenlosen Konzert wird ein Abo fällig. Rund 15 Euro monatlich oder 150 Euro jährlich kostet der Zugriff; ein Klacks im Vergleich zu den happigen Ticketpreisen.
Gewinn für Musiker in der Schweiz: Auch Konzerte aus der Schweiz sind im Netz verfügbar. Für Klassikfans bietet etwa das Gstaad Menuhin Festival auf der Plattform Gstaad Digital Festival (www.gstaaddigitalfestival.ch/) während der Festivaldauer Konzerte als Livestream an und lädt sie später übers Jahr verteilt hoch. Einzig eine Registrierung ist nötig, um dieses kostenlose Angebot zu nutzen. Kostenpflichtig ist hingegen das Angebot des Zürcher Jazzclubs Moods, in dem ein Grossteil der jährlich 350 Konzerte in Topqualität aufgezeichnet werden. Im Moods Digital Concert Club (www.moods.digital/de/) können sie live zu Hause genossen werden. Rund sieben Franken kostet eine Woche, 20 Franken ein Monat, und fürs Jahresabo sind 200 Franken fällig. Zum Vergleich: Das Moods-Jahresabo kostet 600 Franken. Und auch die Musiker profitieren: 50 Prozent der Nettoeinnahmen gehen direkt an sie.
Livestream auf dem TV-Gerät
Perfekte Tonqualität und hochaufgelöste Bilder machen auf dem kleinen Computerbildschirm wenig Spass. Um Live-Streams auf den Fernseher oder Beamer zu bringen, gibt es verschiedene Wege:
- Kabelverbindung per HDMI-Kabel (evtl. Adapter für den Computer nötig)
- Drahtlose Verbindung mit Zusatzgeräten wie Google Chromecast oder TV-Boxen wie Apple TV
- Browser-App auf neuen Smart-TVs (Stream direkt am TV statt am Computer starten)
