Er ist eine treue Seele und meldet sich regelmässig zum Besuch an: Demnächst absolviert Konstantin Wecker seine obligate winterliche Schweiz-Tournee und weiss, dass seine «lieben Freunde» da sein und ihn herzen werden. Und er wird – im Gegenzug – alles geben, zwei, drei lange Stunden spielen, witzeln und charmieren.
Seine Treue hält der 64-jährige Münchner Liedermacher auch seinen «Feinden». Und er wird erneut von überheblichen Politikern singen, von «gschamigen» Bankern und heimlichen Faschisten. Und doch anders – mit gänzlich neuem Programm nämlich, das «Wut und Zärtlichkeit» heisst und bereits ab CD hörbar ist. Doch am besten ist der Wecker halt immer noch live, weil er seine Texte von der Bühne schmettert, seine Musik in die Tasten stanzt und sich dabei das Hemd nass schwitzt.

Mit neuem Schub
Diese Schwerstarbeit wird dem stämmigen Barden und lustvollen Revoluzzer bleiben. Zwar reist er für «Wut und Zärtlichkeit» wieder mal mit Band an. Doch die braucht er auch. Seine neuen Lieder kommen nämlich in verspielter Vielfalt daher aus fidelen Kabarettsongs, groovenden Reggae- und Afronummern. Sein langjähriger Produzent Jo Barnikel hat sie in beschwingte – zuweilen etwas gar beliebige – Arrangements gegossen. So hat sich Wecker an Piano und Mikrofon nicht wie einst gegen ­filigran spielende Streicher durchzusetzen, sondern gegen eine lautstarke Popband.
Das gibt dem alten Herrn Schub. Und passt auch zu den Texten, die zwar noch immer gründen in Empörung und Wut, aber nur mehr punktuell in weckersche Dringlichkeitspoesie münden. Weit öfter bedient er sich einer humoresken Altersmilde. Und lässt sich etwa hinreissen zu einem gspassigen Liebeslied auf Kanzlerin Angela Merkel.   

[CD]

Wut und Zärtlichkeit
(Sturm & Klang 2011).

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