Östlich des Röstigrabens ist Samuel Blaser noch immer ein Geheimtipp. Ganz anders in
der Romandie, in Frankreich, Deutschland oder den USA, wo er heute lebt. Dort spielt er mit der Crème de la Crème der je­weiligen Szene. Kein Wunder: Der 31-jährige Jazzer aus La Chaux-de-Fonds  beherrscht sein leicht «gstabiges» Blasins­trument wie nur wenige andere. Er habe sich als Kind bei einem Umzug der Dorfmusik in die Posaune verliebt, erzählt der Musiker in Interviews augenzwinkernd. Mit zehn wurde er ans Konservatorium aufgenommen, heute holt er Musikerlegenden wie den Drummer Paul Motian in seine Bands.
Mit Motian, einem der vielseitigsten und einflussreichsten Jazz-Schlagwerker überhaupt, nahm Blaser 2011 die CD «Consort in Motion» auf und spielte noch einige Konzerte, bevor Motian im November 2011 starb. Dessen Platz haben jüngere US-Drummer wie Gerald Cleaver oder Gerry Hemingway eingenommen. «Consort in Motion» ist ­eines von vielen Bandprojekten Blasers geblieben. Er greift damit auf Werke von Barock- und
Renaissance-Komponisten wie Claudio Monteverdi oder Girolamo Frescobaldi zurück, die als Inspirationen für seinen Improjazz dienen.
Ein nur scheinbarer Widerspruch, denn die europäische Musik des 16. ­
und 17. Jahrhunderts mag heute vielleicht streng «durchgerechnet» klingen, die damaligen Interpreten aber waren gewiefte Improvisatoren. Umgekehrt agiert Blaser auch in seinen sehr frei klingenden Passagen höchst strukturiert.
Blaser hat den Neuenburger Jura längst verlassen. Heute pendelt er zwischen Berlin und New York. Für seinen Besuch in der alten Heimat hat er den belgischen Saxer Joachim Badenhorst sowie die US-Jazzer Russ Lossing (Piano), Drew Gress (Bass) und Gerry Hemingway (Drums) aufgeboten.