Was sie über sich zu erzählen wisse, dauere nicht lange. Mit diesem Bescheid konfrontierte Irène Schweizer ihren Biografen Christian Broecking beim ersten Treffen. Nun überrascht der Berliner Journalist mit einer fast 500-seitigen Biografie. Darin lässt er Schweizer ihr bewegtes Leben erzählen und ergänzt es um Fakten, Erinnerungen und Anekdoten von fast 100 Zeitzeugen aus aller Welt. 

Das Buch wird seinem vielversprechenden Titel «Dieses unbändige Gefühl der Freiheit» gerecht. Irène Schweizer, 1941 in Schaffhausen geboren, hat sich früh ihre Freiheit erkämpft und sie bis heute bewahrt: als Musikerin, Performerin, Frauenrechtlerin, Kulturaktivistin. Ihr Leben ist beeindruckendes Abbild der internationalen Jazzgeschichte sowie der sozialen und kulturpolitischen Entwicklung der Schweiz seit den 1960er-Jahren.

Christian Broecking erzählt den wichtigen Stationen dieses bewegten Lebens entlang, das von Schaffhausen über London und Wuppertal nach New York sowie Kapstadt führte – und stets zurück nach Zürich, wo die international gefeierte Musikerin seit 40 Jahren lebt. Dies ist lesenswert für Kultur- und Musikinteressierte. Ihnen dient diese Biografie als praller Fundus, in dem man sich bald zurechtfindet.

Am Stück lesen wird das Buch kaum jemand. Dafür ist es schlicht zu dick, die Zitate sind allzu ausufernd und wiederholen sich. Zudem fehlen einordnende Passagen von Autor Broecking fast gänzlich. Mit einer redigierenden Straffung wäre er Irène Schweizer und ihrer spannenden Biografie gerechter geworden.

Buch
Christian Broecking
«Dieses unbändige Gefühl der Freiheit. Irène Schweizer – Jazz, Avantgarde, Politik»
480 Seiten
(Broecking 2016).