Eine Live-Band, Schauspiel, zeitgenössischer Tanz und Video – die junge Regisseurin Magdalena Nadolska schöpft für ihre Inszenierung aus dem Vollen. Zigmal wurde der Stoff des gutherzigen Dr. Jekyll, der sich in den grausamen Mr. Hyde verwandelt, bereits umgesetzt. Entgegen zahlreicher Verfilmungen möchte Nadolska nun die Figur Hyde nicht als animalisches Monster inszenieren. Am Stoff interessieren sie die beiden Pole von Gut und Böse: «Das eine bedingt das andere, um existieren zu können. Keine der beiden Seiten ist eindimensional.»
Entstanden ist das Projekt auf Initiative von Guido Ivan Fra (Musik-Komposition) und Reto Giordano, der basierend auf dem Originaltext von Robert Louis Stevenson die Texte geschrieben hat. Mit einer Rockband werden sie die gegensätzlichen Welten widerspiegeln: Aufseiten von Jekyll klingt es klassisch, geordnet und brav, bei Hyde hingegen wild, chaotisch und surreal – und zunehmend vermischen sich die Grenzen.
Die Ursprungsgeschichte wird  beibehalten, aber in der heutigen Welt angesiedelt. Die drei alten Herren im Originaltext – Jekyll mit seinen Freunden Lanyon und Utterson – werden zu jungen Dandys. «Was ist heute Gut und Böse? Was ist gesellschaftskonform?», sind Fragen, die sich stellen. Nebst dem klassischen Konflikt zweier Seelen in einer Brust soll der Fokus auf die Freundschaft zwischen den drei Männern gerichtet werden, so Nadolska.
Das Experimentieren mit verschiedenen Kunstmitteln steht bei der Inszenierung im Vordergrund. Der Medienmix wird mit zwei Live-Übertragungen auf Radio RaBe und Stadtfilter erweitert. Der Klassiker zeigt sich also im verjüngten Kleid und wird zum opulenten Rock-Spektakel umfunktioniert.