Dichtung als Waffe
Unter den kritischen Stimmen des Nachkriegs-Italien war er eine der unerbittlichsten. Dennoch wurde Pier Paolo Pasolini (1922–1975) gehört, gelesen, gesehen – und verehrt. Als Filmemacher, aber auch als Literat. Mit seinem Roman «Ragazzi di vita» hat er 1955 aufgerüttelt und schockiert. Denn Pasolini erzählt darin von ­einer verlorenen Jugend, die traumatisiert nach einer Zukunft sucht. Er fand auch Bilder für die Leidenschaft dieser Jugend, die in seinem Falle die Homosexualität einschloss. Dafür wurde Pasolini gefeiert, aber auch gehasst und mit erst 53 Jahren ermordet. Dieser Tage wäre er 100 geworden, was auch Anlass zu diesem Hörbuch gegeben hat. Michael Rotschopf liest Pasolinis literarisches Hauptwerk mit Nachdruck und einer sonoren Härte. Die von Moshe Kahn übersetzte Originalfassung kommt nicht ohne zuweilen deftige Kraftausdrücke und politisch unkorrekte Ansichten aus. Für Pasolini war Dichtung eben eine «Waffe für die Befreiung».

Pier Paolo Pasolini
Ragazzi di vita
Gelesen von Michael Rotschopf
1 MP3-CD, 565 Minuten
(Speak low 2022)