Am 31. August 1939 sass Astrid Lindgren mit einer Freundin im Vasapark von Stockholm und genoss den Sommer. Einen Tag später begann sie ein neues Tagebuch mit dem Satz: «Oh, heute hat der Krieg begonnen. Niemand wollte es glauben». Es folgten fast tägliche Einträge bis zum 31. Dezember 1945. Erst kürzlich ist dieses Journal nun erschienen. Dass die gefeierte Kinderbuchautorin ein Kriegstagebuch führte, erstaunt kaum. Lindgren (1907–2002) war zeitlebens eine emanzipierte, politisch interessierte und engagierte Frau. Speziell ist vielmehr die Art, wie sie aus dem Oasendasein des neutralen, kriegsverschonten Schweden die Jahrhundertkatastrophe beobachtete, beschrieb und brillant analysierte: In der einfachen und frappant träfen Sprache nämlich, die später ihre Kinderbücher prägte. Eva Mattes liest Lindgrens Tagebuch im stimmigen Tonfall einer warmen Sachlichkeit.

Astrid Lindgren 
Die Menschheit hat den Verstand verloren. 
Tagebücher 1939–1945
5 CDs, 382 Minuten
(Hörbuch Hamburg 2015).