Im Luzerner KKL werden die Schallkammern ins Vibrieren geraten, wenn Hiromi Ende März den Konzertflügel traktiert. Die 35-jährige Japanerin ist zwar eine zarte Erscheinung, und zuweilen wird sie ihrem Äusseren auch «gerecht», indem sie mit ihrem Instrument in intimstem Dialog verschmilzt. Dann wieder lässt sie ihre flinken Finger wie Geschosse auf die Tasten knallen und den Flügel ins Wanken und Tanzen bringen.
Nicht nur das leidenschaftliche Temperament der zwischen New York und Tokio pendelnden Pianistin ist komplex. Auch ihre Musik ist ein pikantes Gebräu aus Jazz und Folklore, Funk, Rock und Elektronika. Ihrer multipel genährten Kreativität lässt Hiromi Triebe entspriessen, die sie mit oft namhaften Partnern zur elektrifizierenden Blütenpracht hochzüchtet.
Geboren 1979 in Hamamatsu auf der japanischen Hauptinsel Honshu, bekam Hiromi ab sechs Jahren Klavierunterricht. Ihr Lehrer erkannte das Ausnahmetalent des Mädchens und förderte sie mehrspurig. Als 12-Jährige hatte sie ihren ersten Auftritt mit klassischem Orchester. Mit 17 spielte sie im Duo mit Chick Corea, dem Superstar des Jazzpianos. 1999 zog Hiromi ans Berklee College nach Boston, den Melting Pot des globalen Jazznachwuchses. Noch vor Studienabschluss erschien 2003 ihr Debütalbum «Another Mind» – auf Vermittlung von Jazzpianist Ahmad Jamal beim renommierten Label Telarc. Nebst Jamal sind darauf weitere Top-Acts der US-Szene zu hören: der in Jazz wie Pop einflussreiche E-Bassist Anthony Jackson und Fusion-Gitarrist Dave Fiuczynski.
Schon damals war hörbar, dass Hiromi zwar klassisches Piano und Jazz studierte, ihre Ohren aber auch in andere Richtungen öffnete. «Mein Lieblingsmusiker ist Frank Zappa», sagte sie überraschend in einem Interview. Der Rock-Avantgardist hat die Japanerin weniger musikalisch als konzeptuell beeinflusst. So switcht Hiromi schon auf «Another Mind» virtuos zwischen Jazz, Rock und Funk.
Virtuos poliert
Für ihr zweites Album «Brain» (2004) packte die Pianistin mehrere Keyboards auf den Flügel. Mit dem britischen Bassisten Tony Grey und dem slowakischen Drummer Martin Valihora erkundet sie seither die unendlichen Möglichkeiten elektronischer Sounds. Typisch für ihre Kompositionen sind simple Ausgangsmelodien oder Themen, die sie dann virtuos extrapoliert. Hiromi ist sehr fleissig, arbeitet mit mehreren eigenen Bands und tritt mit berühmten Partnern wie Chick Corea oder E-Bassist Stanley Clarke auf.
Oft ist sie auch solo unterwegs wie auf ihrer aktuellen Tournee. Einen Tag vor ihrem KKL-Konzert wird Hiromi übrigens im Berner Kultur-Casino vor ihrem langjährigen Stammpublikum spielen. Denn zu Bern hat Hiromi eine intensive Beziehung.
Hiromi Trio
Move
(Telarc 2012)
Konzerte
Do, 27.3., 20.00 Stadtcasino Basel
Fr, 28.3., 20.30 Victoria Hall Genève
Sa, 29.3., 20.00 Kultur-Casino Bern
So, 30.3., 18.30 KKL Luzern