Solche Pianisten gab es schon immer. Tastenvirtuosen, die sich ans Klavier setzen, aus Kopf und Bauch heraus Geschichten erzählen, die gefangen nehmen und erst noch formal schlüssig sind. Klar hat Keith Jarrett mit dem Köln Concert vor über 30 Jahren eine neue Spielart lanciert. Seine Vorgänger aber waren nicht nur Thelonious Monk, Duke Ellington oder Jelly Roll Morton, sondern auch Liszt, Mozart, Bach.

Grosser Musikvorrat

Es verwundert nicht, dass Gwilym Simcock von all diesen technisch wie kreativ versierten Tastenzauberern beeinflusst ist. Der 32-jährige Waliser wird zwar als Jazzer kategorisiert, und in gewissen Bandkonstellationen mag dies zutreffen. Als Solist aber schöpft er aus vielen Töpfen seiner musikalischen Vorratskammer und serviert eklektisch-würzige Klangkreationen à la mode du chef.

Gwilym Simcock begann mit sieben Jahren, Klavier zu spielen. Als Teenager entdeckte er den Jazz. Dennoch absolvierte er zuerst ein klassisches, dann erst ein Jazzstu­dium. Früh gepusht von der BBC und mit Preisen überhäuft, spielte er bald mit Stars und war auf vielen CDs zu hören. Das eigene Debüt legte er 2007 mit «Perception» vor, den internationalen Durchbruch schaffte er 2011 mit dem Soloalbum «Good Days At Schloss Elmau».

Gwilym Simcock zuzuhören ist entspannend und anregend zugleich. Sein «Plauderton» wirkt wie das Schnurren einer Katze. In der stimmungsvollen Kirche Neumünster in Zürich wird der junge Brite ein Doppelkonzert mit seinem finnischen Kollegen Iiro Rantala spielen. Auch dieser pflegt eine kunstvoll-improvisierte Neoromantik – und klingt doch ganz anders. Doch dazu mehr ein andermal.

[CD]
Gwilym Simcock
Good Days at Schloss Elmau
(Act 2011).
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