Der Basler Mischa Steiner fasst Mitte 30 einen radikalen Entschluss: Er kündigt seine Arbeit als IT-Experte und die Wohnung, um sich in Südkorea auf eine Spurensuche zu begeben. Denn Mischa Steiner ist ein Adoptivkind; im Alter von dreieinhalb Jahren war er nach Basel gekommen. Lange Jahre blieb seine Adoption ein Tabuthema –  «verdrängen, verdrängen, verdrängen». In Seoul findet er Familienmitglieder, Tante, Nichten und Neffen.

In der Schweiz habe er, nicht nur durch sein asiatisches Aussehen, immer gewusst, dass er anders sei. In Seoul sagt er: «Ich fühle mich körperlich anders, ich fange an, mich anders zu spüren.» Stück für Stück erfährt er mehr, gewinnt eine Art neue Identität. Er erhält ein Foto seines verstorbenen leiblichen Vaters: «Ich suchte sofort nach Ähnlichkeiten mit mir.» Beim Vergleichen vor dem Spiegel entdeckt er Verwandtes – die Lippen, die Nase.

Glücksmomente, Schmerz und Wut

Seine Spurensuche bringt etliche Glücksmomente mit sich, birgt aber auch Schmerzliches. Wie die Wut – «auf die koreanische Regierung, über den Umgang mit Adoption, gegen die Geburtseltern, gegen mich».

Der Debütfilm von Regisseurin Judith Lichtneckert ist eine Langzeitbeobachtung. Er beginnt 2009, als sich Mischa Steiner für das Weggehen entscheidet. Fünf Jahre später ist er in Korea liiert und Inhaber einer Start-up-Firma. Er hat sich entschieden, in seiner einst fremden Heimat zu bleiben. Eine Rückkehr in die Schweiz ist für ihn kein Thema. «Ich habe Frieden geschlossen mit meinen biologischen Eltern.»

Mischa Steiner ist nur einer von schätzungsweise 200 000 südkoreanischen Kindern, die ab Mitte der 1950er-Jahre ins Ausland weggegeben wurden. Allein die Schweiz zählte rund 1200 Adoptionen aus Korea. Das Phänomen erhält am Basler Beispiel ein Gesicht und eine Geschichte.

Reset Restart
Regie: Judith Lichtneckert
Ab Do, 8.12., im Kino