Der neue Film des chinesischen Regisseurs Jia Zhang-Ke («Still Life») mag mitunter schockieren. Es ist eine blutige Angelegenheit. Denn es herrscht viel explizite Gewalt in den Bildern von «A Touch Of Sin». Gewalt als Ausdruck von Verzweiflung. 

Der Wanderarbeiter Zhou San (Wang Baoqiang) auf seinem Motorrad wird von drei jugendlichen Räubern auf offener Strasse gestoppt. Was sie nicht hätten tun sollen: Zhou San zieht kurzerhand seine Pistole und erschiesst die drei. Dahai (Jiang Wu) arbeitet im Kohle­bergwerk, das von korrupten Beamten und von protzigen Besitzern geplündert wird. Versprochene Dividenden werden den Arbeitern vorenthalten. Dahai schreitet zur Tat. Wie in einem Western, mit einer Flinte bewaffnet, begibt sich er sich auf einen blutigen Rachefeldzug. Leichen pflastern seinen Weg.

Chinas Realismus 

Xiao Yu (Zhao Tao) ist Rezeptionistin in einem Saunaclub. Zu den Kunden gehören Männer, die mehr wollen. Die Angestellte Xiao Yu wird erniedrigt, greift zum Messer und sticht zu. Xiao Hui (Luo Lanshan) ist ein 19-Jähriger, der die schwierigen (und seltsamen) Arbeitsbedingungen erfährt. Den Anforderungen ist er schliesslich nicht gewachsen. Die Gewalt richtet sich in seinem Fall gegen sich selbst.

Vier Geschichten aus vier verschiedenen Gegenden im heutigen China erzählt Regisseur Jia Zhang-Ke. Den Realismus der Arbeits- und Lebenswelten hebt er auf eine ästhetisch stilisierte Ebene mit blutigen Taten – keine leichte Kost, aber faszinierend eindringliches Kino. In Cannes erhielt der Film den Preis für das beste Drehbuch.

A Touch Of Sin
Regie: Jia Zhang-Ke
Ab Do, 16.1., im Kino