Laurie Anderson erinnert sich der Zeiten mit ihrem geliebten Rat Terrier Lolabelle. Sie denkt zurück an die eigene Kindheit mit dramatischen Ereignissen. Vergangenes verknüpft sie mit Gegenwärtigem, Persönliches mit Politischem, Reales mit Geträumtem. Als Bildmaterial verwendet sie Zeichnungen, Animationen, 8-mm-Filme aus dem Familienarchiv, Aufzeichnungen von Überwachungskameras, selber Gedrehtes.

Anderson erzählt die Geschichten selber, man hört ihre zarte Stimme im Off. Zentrales Thema ist der Tod des Hundes. Zur Trauer um ihn kommt jene um Lou Reed, den 2013 verstorbenen Ehemann.

Lolabelle war ein besonderer Hund: Als er alt und blind wurde, brachte ihm eine Tiertherapeutin das Klavierspielen bei. Er konnte mit der Pfote sogar eine Art abstrakte Bilder malen. Im Schlussbild des Films sind beide vereint: Die Kamera schwenkt über eine Schwarz-Weiss-Fotografie mit Hund Lolabelle und Lou Reed. Dem «magnificent spirit» ihres Gatten Lou Reed (1942–2013) hat Laurie Anderson diesen Film gewidmet.

Liebe, Tod, Verlust

Laurie Anderson verbindet in ihrer Collage unterschiedliche Motive zu einem eindringlichen Fluss aus Gedanken wie Bildern und natürlich Musik. Alles fügt sich zu einer einzigartigen Meditation in einem Filmessay über Liebe, Tod, Verlust, Erinnerung, die Kunst und die Gesellschaft. Dies etwa dann, wenn Regisseurin Laurie Anderson davon berichtet und zeigt, wie sie nach dem 11. September Veränderungen vor ihrer Haustüre in Manhattan wahrnahm – «alles war plötzlich so laut und durcheinander». Die USA, auch dies belegt die Filmerin, wandelten sich zu einem Überwachungsstaat.

Laurie Anderson schlägt einen Bogen, vom Kleinen, Persönlich-Privaten zu den grossen Zusammenhängen. So zitiert sie die europäischen Philosophen Kierkegaard und Wittgenstein. Trostworte findet sie im Tibetischen Totenbuch, als buddhistischen «Lehrsatz»: «Du musst lernen, dich traurig zu fühlen, ohne traurig zu sein.»

Heart Of A Dog
Regie: Laurie Anderson
Ab Do, 23.6., im Kino