Wenn Louis Armstrong oder Duke Ellington in Dokumentationen auftauchen, gehts für gewöhnlich um spezielle Epochen des US-Jazz. Man sieht sie Trompete und Klavier spielen, allenfalls plaudern sie über «blue notes». Politische Äusserungen erwartet man vergebens von ­ihnen. 

Umso überraschender die TV-Dokumentation «Geheimwaffe Jazz», in der US-Filmer Hugo Berkeley genau solche Statements präsentiert: Ellington kritisiert vor laufender Kamera die Rassentrennung in den USA. Armstrong bezichtigt US-Präsident John F. Kennedy der Tolerierung von rassistischen Über­griffen in Alabama. 

Der Film erzählt von ­einer Kampagne des US- Aussenministeriums ­während des Kalten Krieges. Man schickte schwarze Jazzmusiker nach Europe, Asien und in die UdSSR, wo sie gegen das «Gerücht» der Rassentrennung in den USA anspielen sollten. Bis in die 60er-Jahre aber herrschten in den Südstaaten Rassismus und Lynchjustiz. Dies zwang Arm­strong, Ellington und andere zu expliziten Kommentaren, was ihre eigentliche Mission durchkreuzte. Hugo Berkeley erzählt ein kaum bekanntes Kapitel der US-Geschichte auf packende Art. Erstaunlich ist die Vielzahl der gezeigten Film-Dokumente.

Geheimwaffe Jazz
So, 20.5., 22.10
Abrufbar bis Mo, 18.6., unter 
www.arte.tv/de ! Kultur und Pop ! Ein cooler kalter Krieg – Jazz als Kulturbotschafter