Der Held, der anfangs unsicher in die weite Welt hinauszieht, waghalsige Prüfungen besteht, sich dem Drachen stellt und triumphierend heimkehrt: Nach diesem Muster funktionieren die Geschichten weltweit. «Und die Heldin?», fragt Doris Dörrie nun in ihrem neusten Buch. Wartet sie angstvoll und sehnsüchtig daheim auf die Rückkehr ihres Helden? Oder stürzt sie sich selbst ins Abenteuer? Klar, dass die deutsche Bestsellerautorin und Filmemacherin die zweite ­Variante wählt.

Autobiografisch geprägte Geschichten
Mit Witz und entwaffnender Offenheit erzählt sie in einem Mix aus autobiografisch geprägten Erinnerungen, Anekdoten und Reflexionen von Reisen nach Japan, Marokko und in die USA. Vom Gefühl des Fremdseins und der Be­freiung, über den Tellerrand hinauszublicken. «Mit einem Mal konnte ich nichts mehr ­lesen, verstehen, nichts mehr sagen, ich erlebte ein Gefühl grösster, nie zuvor gekannter Fremdheit, und gleichzeitig zwang es mich, in mir selbst zu Hause zu sein», erinnert sie sich an ihre erste Japanreise.

In das Tokio-Kapitel webt sie auch die berührende Geschichte ihrer japanischen Freundin Tatsu ein, die in Deutschland Fuss fassen will, sich in einer Liebes-Dreiecksgeschichte verheddert und im fremden Land stets die bleibt, «die nicht dazugehört».

Die Destinationen selbst bleiben im Buch im Hintergrund und dienen der Autorin als Vorlage für ihre Gedanken zum Reisen, zum Frausein in einem von Männern geprägten Umfeld oder zum Umgang mit Unsicherheiten – gerade in der Fremde. Ein Buch, das Lust aufs Abenteuer macht, aus der Komfortzone hinaus zum Drachen-Besiegen!        

Buch
Doris Dörrie 
Die Heldin reist
240 Seiten
(Diogenes 2022)