Seine Wohnung in Rom und das Landhaus in der Toskana waren stets bevölkert von Vierbeinern und gefiederten Freunden: Der sizilianische Autor und Regisseur Andrea Camilleri (1925–2019), bekannt durch seine Montalbano-Krimis, war zwar Jäger, aber auch ein grosser Tierfreund, wie er mit seinem Erzählband «Rendezvous mit Tieren» zeigt. Mit viel Humor und Respekt vor dem Tier erzählt er von seinen zugelaufenen Haustieren oder von Wildtieren, denen er begegnete: etwa vom Papagei Pimpigallo, Meister im Nachahmen von Stimmen. Oder vom blinden, im Sonnenlicht «glühend roten» Fuchs, der ihm bei der Jagd ungewöhnlich nahe kam: «Ein magisches, mythisches Tier, bedeckt mit flirrendem Gold und Flammen.» Überwältigt von seiner Schönheit, konnte Camilleri freilich nicht abdrücken.

Berührend und amüsant ist seine «Elegie auf den Baron»: Mit gebrochener Wirbelsäule hatte die Familie den jungen Kater bei sich aufgenommen. Seinem Namen machte er alle Ehre: Baron legte stets ein höchst würdevolles Gebaren an den Tag. An Vögeln zeigte er ein ornithologisches Interesse, tat aber keinem Lebewesen je etwas zuleide. Im Gegensatz zu Pucci, der anderen Hauskatze, die ihrem Jagdtrieb frönte: «Wenn Pucci in Aktion trat, räumte der Baron indi­gniert das Feld.» Nur von der Hündin Baracca liess sich der Baron zum Schabernack anstacheln und holte für sie mit ausgeklügelter Technik das Fleisch direkt aus dem Topf.

Illustriert sind die kurz vor Camilleris Tod veröffentlichten Geschichten vom Künstler Paolo Canevari, einem früheren Nachbarn der Camilleris. Mit kräftigen Bleistiftstrichen zeichnete er die Tiere mit ih­ren unterschiedlichen Charakteren.

Buch
Andrea Camilleri 
Rendezvous mit Tieren 
Illustriert von Paolo Canevari
176 Seiten
(Kindler 2021)