Das Leben von Hans Bötticher alias Joachim Ringelnatz (1883–1934) klingt wie ein aus Seemannsgarn gesponnener Abenteuerroman: Vom Gymnasium flog er, weil er sich bei einer Völkerschau von einer Samoanerin ein Tattoo stechen liess. Danach fuhr er zur See, wo er als kleiner, kurzsichtiger Matrose einen schweren Stand hatte. In Hamburg war er kurze Zeit als Riesenschlangen-Träger angestellt – einer von zig skurrilen Nebenjobs, die er ausübte, um sich über Wasser zu halten. Zur Kunst fand er in München, wo er als Dichter für die Satire-Zeitschrift «Simplicissimus» tätig war und als Kabarettist in der gleichnamigen Kneipe auftrat. Damit war der Grundstein zu seiner Künstlerkarriere gelegt; wegen mangelnder Bezahlung musste er aber meist am Hungertuch nagen.

Das Meer hat Ringelnatz zeit seines Lebens fasziniert. Über seine Seefahrererlebnisse berichtet er in mehreren Werken. In «Schöne Nixen knicksen» sind diese erstmals in einem Band versammelt. Er erzählt darin von den harten Sitten unter Seeleuten. Meist scheint er es mit Humor genommen zu haben: Seine grösste Sorge war, dass der Kapitän ihm seinen Kognak verweigerte, in dem er eine Tarantel und Skorpione konservieren wollte. Vor allem in lyrischer Form ist vom derben Seemannsleben zu hören: Der «Vollblutmatrose» Kuttel Daddeldu singt in Balladen vom Raufen, Saufen und von seinen Abenteuern mit Frauen. Nebst Derb-Lustigem zeigt Ringelnatz aber auch seine leisen, melancholischen Seiten. «Ringelnatz ist ein Natz, der sich ringelt», schreibt Autor Alfred Polgar im leider unsorgfältig editierten Nachwort. «Er ringelt sich mit bezaubernder Geschmeidigkeit um Dinge und Menschen und zwischen ihnen durch. Wo er umbiegt, entsteht ein Reim.»

[Buch]
Joachim Ringelnatz
«Schöne Nixen knicksen»
Hrsg.: Gerd Haffmans
271 Seiten
(Mareverlag 2012).
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