Der Filmtitel sagt alles. Es geht um die Psychoanalyse. Und ­damit um Identitätswechsel, Übertragung, Projektion, Verwandlung und Schuld. Aber es handelt sich dennoch um eine Komödie, die Regisseur Benjamin Heisenberg («Der Räuber») vorlegt. Im Mittelpunkt von «Über-Ich und Du» stehen zwei eigensinnige Charakterköpfe, die ein ungleiches Paar bilden.

Der Kleinganove Nick Gutlicht (Georg Friedrich) hat wieder mal Schulden in der Unterwelt, sodass er sich gezwungen sieht, mit Diebesgut zu Geld zu kommen. Er bricht in eine Villa ein, um wertvolle Bücher zu stehlen. Aber die Villa ist wider Erwarten nicht unbewohnt.

Einbrecher Nick wird für den angeheuerten Haushüter gehalten und willkommen geheis­-sen. Er macht das Spiel mit und wird Betreuer des betagten Hausherrn Curt Ledig (André Wilms), eines Psychoanalytikers. Dieser will nicht mit der Tochter und ihrer Familie in die Berge fahren, sondern zu Hause bleiben. Er will an einem Referat arbeiten, um seine Rolle in der Nazi-Zeit zu erklären. Denn Curt Ledig hat den Start seiner beruflichen Karriere dem Propagandaminister Joseph Goebbels zu verdanken: «Ich werde über den dunkelsten Punkt meines Lebens sprechen.»

Psychologe Ledig erkennt im proletarischen Nick «einen nicht uninteressanten Fall». Und so wird Nick Gegenstand einer handgreiflichen «Blitztherapie». Ledig ist allerdings etwas eingerostet, denn er hat seit 50 Jahren nicht mehr praktiziert. Nick wird zum Leidtragenden – zum Prügelknaben wie immer. Nicht nur in der Unterwelt, sondern auch hier als psychiatrisches Versuchskaninchen.

Wie geht das aus? Was lernt der eine vom anderen? Der komische Film gibt darauf Antworten. Als grosser Gewinn stellt sich der Schauspieler Georg Friedrich («Hundstage») heraus: Der österreichische Ausnahmedarsteller gibt seine Figur Nick auf eine wunderbar knorrig-bärbeissige Art.    

Über-Ich und Du
Regie: Benjamin Heisenberg
Ab Do, 19.6., im Kino