Chloe ist 17, leidet an Asthma und Diabetes. Eine Lähmung zwingt sie in den Rollstuhl. Das kluge Mädchen lebt mit seiner Mutter Diane Sherman (Sarah Paulson) in einem Haus: Sie praktiziert Homeschooling und verlässt ihr Heim nie. Diesen Zustand kennt sie seit 17 Jahren. Chloe ist komplett von der Aussenwelt abgeschirmt. Die Mutter behütet und um­sorgt sie aufopferungsvoll, wie es scheint. Doch etwas stimmt nicht.

Chloe kommt dahinter, was für ein grausames Spiel ihre Mutter treibt. Die bittere Wahrheit kommt an den Tag. Chloe muss noch etlichen Schmerz erleiden, versucht ihre Befreiung in schier aussichtsloser Lage. Bis es end­lich Erlösung gibt in diesem Kammerspiel in Thriller-Gestalt des indisch-amerikanischen Regisseurs Aneesh Chaganty.

Das Kind ist Opfer einer pervertierten Form des Phä­nomens «Helikoptereltern». Ohne zu viel zu verraten: Das Stichwort heisst «Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom», so der Fachbegriff aus der Psychopathologie, der in diesem Film illustriert wird. Es ist ein in der Populärkultur verbreitetes Motiv, wie man es zum ­Beispiel aus Stephen Kings «Misery» oder dem Psycho­thriller «The Sixth Sense» von ­M. Night Shymalan kennt.

Sarah Paulson spielt ihre ­Böse-Mutter-Rolle bisweilen etwas übertrieben. Die Leinwanddebütantin Kiera Allen, auch im richtigen Leben auf den Rollstuhl angewiesen, verkörpert Chloe als aufgeweckte junge Frau, die aus der unsäglichen Pein grosse Kraft schöpft. Sie ist die eigentliche Ent­deckung in diesem span­nungs­reichen Film.

Run
Regie: Aneesh Chaganty
USA 2020
90 Minuten
(Ascot Elite 2021)