Für junge Frauen sei die Lektüre gefährlich, hiess es kurz nach der Veröffentlichung über Choderlos de Laclos’ «Gefährliche Liebschaften». Der Briefroman von 1782 eckte wegen der Ausführungen der Marquise de Merteuil an: Bei ­Intrigen und Liebschaften hatte die emanzipierte Frau die Fäden in der Hand. Zensiert, verboten, heimlich gelesen – Arte steigt mit de Laclos’ umstrittenem Buch in eine neue Staffel der Reihe «Skandalromane der Welt­litera­tur» ein. Die Serie bettet das jeweilige Werk in die gesellschaftlichen Umstände seiner Zeit ein und fragt nach der heutigen Bedeutung. Die Folge «Der Fall Emma Bovary» rollt den Prozess gegen Gustave Flaubert auf, der ihm nach der Veröffentlichung von «Madame Bovary» wegen Unsittlichkeit blühte. «Die Wahrheit über Lolita» zeigt, dass Vladimir Nabokovs «Lolita» noch immer gerne falsch interpretiert wird. Und «Killer, Trader und Psychopath» fragt, wofür Bret Easton Ellis’ verstörende Geschichte «American Psycho» in den heutigen USA steht.

Skandalromane der Weltliteratur 
Regie: Priscilla Pizzato, Audrey Gordon u.a. 
F 2020, 4 Folgen à 53 Minuten
Ab Mi, 22.9., jew. 22.10 Arte