In den 1970ern gehörte eine Super-8-Kamera zu den wichtigsten Utensilien einer mittelständischen Familie. Unermüdlich filmte man damit Ferien und Familienfeste – das war auch im Hause Ernaux nicht anders. Die französische Autorin Annie Ernaux hat solche Aufnahmen aus ihrem Privatarchiv zu einer Dok montiert, die nun auf Arte zu sehen ist. «Annie Ernaux’ Super 8 – Tagebücher» besteht aus Material, das ihr Gatte Philippe Ernaux zwischen 1972 und 1981 aufnahm: Weihnachten in Annecy, Ferien in Marokko, eine Reise nach Chile. Die heute 82-jährige Schriftstellerin kommentiert aus dem Off; unterwandert die nostalgische Grobkörnigkeit, indem sie Spannungen offenlegt. Während ihr Mann das bürgerliche Familienleben zum filmischen Ereignis macht, hadert sie mit ihrem sozialen Aufstieg und dem Dasein als Bürgermeistergattin. So ist der Film Zeitdokument und zugleich die poetische Biografie einer Frau, die noch auf der Suche nach sich selbst ist.

Annie Ernaux’ Super 8 – Tagebücher
Regie: Annie Ernaux
F 2021, 60 Minuten
Mi, 14.9., 23.55 Arte