Als seine Adoptivmutter bemerkt, dass Mario Delfino gerne auf den Zürichsee schaut, malt sie die Fenster seines Zimmers zu. Delfinos Martyrium beginnt da gerade erst. Später, mit 13 Jahren, landet er in ­einem katholischen Umer­ziehungsheim, wo er misshandelt und missbraucht wird. Erzählt der heute 64-Jährige davon, kommen ihm noch immer die Tränen.

2017 sprach sich das Schweizer Parlament für die Entschädigung einstiger Verding- und Heimkinder aus. Drei Jahre später begleitet der Filme­macher Simon Christen für die Sendung «Dok» auf SRF 1 
zwei Betroffene: Mario Delfino und Berthy Schnegg. Sein aufwühlender Film stellt deren Schicksale ins Zentrum, thematisiert aber auch die poli­tische Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels Schweizer Geschichte. Und stellt schliesslich die unbequeme Frage: Ist es mit 25 000 Franken Solida­ritätsbeitrag für die Opfer getan? 

Heim- und Verdingkinder – Die Aufarbeitung eines grossen Unrechts 
Regie: Simon Christen 
CH 2020, 60 Minuten 
Do, 1.10., 20.05 SRF 1