«Sobald das Blabla anfängt, zerstört man die Kunst» – so direkt wie Joan Mitchell (1925– 1992) war in Interviews selten eine Künstlerin. In ihrer Wahlheimat Frankreich bezeichnete man sie als ungehobelt und «wild». Dass in ihrem Schneid aber auch Schalk mitschwang, zeigen zahlreiche Archivaufnahmen, mit denen Stéphane Ghez seinen Porträtfilm über die US-Amerikanerin anreicherte. «Joan Mitchell – Poetin des Abstrakten» ist ein stimmungsvoller Dok über diese Malerin, die sich als eine von wenigen Frauen in der männerdominierten Welt der abstrakten Kunst behauptete. Zusammen mit ihrer ehemaligen Assistentin Gisèle Barreau und dem befreundeten Autor Paul Auster erzählt Ghez von Mitchells Werdegang, von Karriereknicken und privaten Niederlagen. Dabei werden auch ihre Gemälde inszeniert – ihr fast tektonischer Farbauftrag und diese Pinselstriche, von denen jeder ein Stück ihrer Gefühlswelt darstellt.

Joan Mitchell – Poetin des Abstrakten
Regie: Stéphane Ghez
F 2022, 53 Minuten
So, 23.10., 16.15 Arte