Im Februar 1939 reckten 22 000 Menschen in braunen Hemden im New Yorker Madison Square Garden den Arm zum Hitlergruss. Filmaufnahmen belegen den Moment, der erschreckend an Philip K. Dicks Dystopie «Das Orakel vom Berge» erinnert. Im Roman gehören die USA nach einem Sieg Hitlers zum Dritten Reich. Und in New York steht 1939 einer auf der Bühne, der vielleicht Ähnliches träumt: Fritz Julius Kuhn. Der deutsche Auswanderer gibt sich in den 1930ern als Hitlers Stellvertreter aus, kopiert bei Reden dessen Sprache und Gestik. Ihm und seiner faschistischen Ver­einigung «Amerikadeutscher Bund» spürt «The American Führer» nach. Annette Baumeisters Film beleuchtet die Geschichte von Kuhn und jene des Journalisten John C. Metcalfe, der undercover in Kuhns Gruppierung recherchierte. Dabei erzählt «The American Führer» nicht nur von einem unliebsamen Kapitel in der US-Geschichte, sondern auch von den Geschicken deutscher Einwanderer in den USA.

Geschichte im Ersten: The American Führer 
Regie: Annette Baumeister 
D 2021, 45 Minuten 
Mo, 13.6., 22.50 Das Erste