Sichtlich enttäuscht blickt Martha Cooper den blitzsauberen New Yorker U-Bahnen hinterher. Die versprayten Züge, die sie in den späten 1970ern in der Bronx ablichtete, gefielen ihr besser. Für diese Fotos wird die US-Amerikanerin noch heute weltweit von Street-Art-Künstlern verehrt: Ihr Buch «Subway Art» von 1984 gilt als Graffiti-Bibel. Die Dokumentarfilmerin Selina Miles setzt Martha Cooper nun mit dem gleichnamigen Filmporträt ein Denkmal. Dafür hat sie die Fotografin auf Reisen begleitet, mit ihr im Archiv gewühlt und mit Wegbegleitern gesprochen. So öffnet sie den Blick auf die Künstlerin jenseits der Graffiti-­Bilder: Cooper folgt stets dem Ideal einer humanistischen ­Fotografie, wenn sie den Alltag in Armenvierteln und Gegenkulturen dokumentiert. Und natürlich hat es die Street-Art der Abenteuerlustigen noch immer angetan. «Ich liebe illegale Graffiti», kichert sie einmal in Berlin. Dann huscht Martha Cooper einigen vermummten Sprayern hinterher über die Gleise eines Güterbahnhofs. Ihre Kamera hält sie bereit, die 78 Jahre lässt sie sich nicht anmerken. 

Martha Cooper – 
Königin der Street Art
Regie: Selina Miles
USA 2019, 52 Minuten  
Fr, 23.4., 22.40 Arte