«Allem, was einem unter die Haut geht, sollte man misstrauen», ist Protagonist Georges von Pokk überzeugt. Der nukleare Sicherheitsexperte hat seine Gefühle stets unter Kontrolle. Bis zu dem Tag, an dem er am Flughafen auf Tschaka trifft, eine Tschetschenin, die ausgeschafft werden soll. Dem rationalen Georges brennen die Sicherungen durch – und aus Liebe findet er sich plötzlich auf dem Dach des Ausschaffungsgefängnisses wieder.

Daniel de Roulet greift in seinem Roman «Sturz ins Blaue», der 2005 im französischen Original erschienen ist, zwei aktuelle politische Themen auf: Die unmenschlichen ­Ausschaffungsmethoden und die Sicherheitsbedingungen in AKWs. Das «nukleare Jahrhundert» ist ein Thema, dem sich der Autor bereits in seinen andern Romanen aus der sogenannten blauen Serie («Die blaue Linie» u.a.) gewidmet hat. Spannend ist aber vor allem die Metamorphose des kühlen Ingenieurs zum engagierten Mitmenschen. «Ich bin es nicht gewohnt, dass die anderen existieren», stellt Georges mit Verwunderung fest. Die Verliebtheit verschafft ihm einen kurzfristigen Höhenflug – dafür ist der Fall umso tiefer.

[Buch]
Daniel de Roulet
«Sturz ins Blaue»
152 Seiten, (Limmat Verlag 2011).
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