Tönende Rundsicht
Im Tessin brauchen sie im Unterschied zur Deutschschweiz den Begriff «Neue Volksmusik» nicht. Hier heisst es eher «musica tradizionale contaminata». Wobei «kontaminiert» keineswegs eine negative Bedeutung besitzt, sondern schlicht meint: Das eine kommt mit dem anderen in Berührung, die Elemente beeinflussen oder durchdringen sich sogar. Auch im Tessin ­arbeiten Gruppen mit überliefertem Mate­rial, das sie nicht zwingend treu wieder­geben müssen. Sie spielen mit ausser­gewöhlichen Instrumenten oder überschreiten Gattungs­grenzen. 
Die Anthologie «Vüna bèla!» (etwa: «Singt und spielt mal etwas Schönes!») bietet ein kundig und klug ausgewähltes Pa­norama der aktuellen Tessiner Szene mit elf Formationen und ihren neueren Aufnahmen. Sie zeigt das ganze Spektrum möglicher Volksmusikpraxis, von der Bandella bis zum Chor, von der Folkband bis zum Örgeli-Duo mit Tänzen und Liedern.

Vüna bèla! Panorama popolare ticinese
(Musiques Suisses 2016).