Polnische Frauenpower
Die bedeutendste Komponistin der polnischen Moderne, Grazyna Bacewicz (1909–1969), wurde hauptsächlich als Geigerin ausgebildet. Dennoch zählen zwei pianistische Meilensteine zu ihren Hauptwerken: die 2. Klaviersonate und die 10 Konzertetüden. In die mit geradezu viriler Kraft zupackende, mit einer schnellen ­Toccata ausklingende Sonate ist ein ausdrucksvoll gemächliches Largo voll schmerzlicher Untertöne eingebettet. Unerbittliche Motorik bohrt durch die scharfkantigen, emotional kühlen Etüden. Der schwedische Pianist Peter ­Jablonski meistert die rasenden ­Tempi und fingerbrecherischen Tücken mit hinreissender Bravour. Weniger stechende Dissonanzen enthalten die 1. Sonate und das vom Geist der polnischen Volksmusik erfüllte Krakauer Konzert. Sich selber bezeichnete die von Nadia Boulanger in Paris ausgebildete Musikerin nicht als Komponistin, sondern ausdrücklich als Komponist.

Grazyna Bacewicz
Klaviermusik
(Ondine 2022)