So kühn dachte Beethoven
Am 16. Dezember werden die Korken knallen, und überall wird «Freude schöner Götterfunken» erschallen: Ludwig van Beethovens 250. Geburtstag steht an. Seit 2019 häufen sich die Aufnahmen. Das meiste ist Pflicht. Eine Ausnahme aber ist die CD des 64-jährigen Pianisten Andreas Staier, die mit «Ein neuer Weg» überschrieben ist. Hier wird angedeutet, wie kühn Beet­hoven ab 1801 dachte. Sein Opus 31 wird zu ­einem aufregenden Parcours, befreit von schönem Schnörkel: Aggressivität ist im Allegro vivace zu spüren, und im Adagio folgt man gebannt den Fingern, durchhört jeden Lauf, geniesst tiefste Basslinien. Aufwühlend geht das weiter, mit Sonate 17 und 18, den Variationen op. 34 bis zum Höhepunkt, den Eroica-Variationen. Wer nicht wusste, warum das Fortepiano (lautleise) so heisst, wird hier aufgeklärt.

Andreas Staier
Beethoven – Ein neuer Weg
2 CDs
(Harmonia Mundi 2020)