Braucht die Welt noch eine Beethoven-Biografie? Diese Frage stellt sich wohl manch einem, wenn er den über 800 Seiten starken Wälzer von Jan Caeyers zum ersten Mal in Händen hält. Doch nach dem Lesen ist sie insgesamt positiv zu beantworten: Caeyers erzählt in flüssigem, angenehm zu lesendem Stil die Geschichte von Beethovens Leben und seiner Werke.

Lesenswert macht das Buch, dass der Autor die einzelnen biografischen und kompositorischen Phasen des Komponisten vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Zeitverläufe sowie der gesellschaftlichen Umwälzungsprozesse erläutert. Dabei präsentiert Cae­yers streng genommen kein wissenschaftliches Werk, das sich um grundlegend neue Thesen zu Beethoven bemüht. Nichtsdestotrotz operiert er auf dem neuesten Stand der Forschung, auch wenn er diesen selber eher übernimmt als erweitert. Aber ein paar gewagte Vorstösse macht er dennoch. Insbesondere jenen, Beet­hoven sei vor allem derart erfolgreich gewesen, weil er als gewiefter Geschäftsmann und raffinierter Karriereplaner agiert habe.

Doch neben solchen provokanten Ansichten gehts vor allem um die Musik – hauptsächlich um die zahlreichen Manöver, in denen der taube Radikale so erfolgreich wie nachhaltig daran arbeitete, die Tonkunst aus ihren engen Grenzen zu befreien.


[Buch]
Jan Caeyers
«Beethoven. Der einsame
Revolutionär»
832 Seiten
(C.H. Beck 2012).
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