Vor dem Hintergrund der Brexit-Debatte in England spielt der Krimi «Ohne Schuld» der deutschen Autorin Charlotte Link. Ausgangspunkt sind zwei Anschläge auf Frauen, die schein­-bar nichts miteinander zu tun haben – ausser dass die abgegebenen Schüsse aus der gleichen Waffe stammen. Eine russischstämmige Übersetzerin überlebt im Zug von London nach York einen Mordanschlag knapp. Etwas später wird auf eine Lehrerin geschossen, als sie auf dem morgendlichen Fahrrad-Trip stürzt, weil ein Draht über den Weg gespannt ist. Das aus zwei früheren Romanen bekannte Ermittlerduo Kate Linville und ihr alkoholsüchtiger Kollege Caleb Hale nehmen sich diesen Fällen an. 

Charlotte Link, eine der meistgelesenen Autorinnen im deutsch-­sprachigen Raum, erzählt eine fadengerade Geschichte mit viel menschlichem Drama. Sie verknüpft raffiniert unterschiedliche Erzählstränge und fügt dazwischen kursive Passagen in der erlebten Rede ein, um dem Leser die Gedankenwelt eines verwirrten Menschen näherzubrin­gen. Wie der Buchtitel «Ohne Schuld» verrät, geht es in diesem Krimi nicht nur um die Frage nach der Täterschaft. Link erzählt vielmehr von schicksalshaften Geschehnissen in der Vergangenheit, die ihre Protagonis­ten in fatale Abhängigkeiten brachten. Alle ihre Figuren leiden unter charakterlichen Eigenheiten, die ihnen selbst und ­anderen in die Quere kommen – ein Psychothriller, der seine Leserschaft packt. 

Buch
Charlotte Link 
Ohne Schuld
543 Seiten
(Blanvalet 2020)