«Beide haben wir das Gefühl, unser Leben ganz gelebt zu haben», tröstet sich Irvin Yalom (90) in der Hoffnung, dass ein Leben ohne Reue das Ableben von Marilyn mit 87 Jahren erträglicher machen wird. In ihrem ersten und zugleich letzten gemeinsamen Buch «Unzertrennlich – Über den Tod und das Leben» schreiben die US-­amerikanische Literaturwissenschafterin Marilyn Yalom und ihr Ehemann, der berühmte Psychotherapeut Irvin D. Yalom, eine Hommage an ihre tiefe Liebe, die Chancen, die ihnen das Leben bot, über das Älterwerden und das Abschiednehmen.

Abwechselnd schreiben die beiden, wie sie mit dem nahenden Tod Marilyns umgehen, und stellen dabei essenzielle Fragen: Was passiert mit dem, der zurückbleibt? Wie verbringt man die letzte Zeit würdevoll? Wie viel vom Leben, das man gelebt hat, wird mit einem sterben? Während Irvin gegen die Verzweiflung ankämpft, akzeptiert Marilyn ihr Schicksal. Nah, reflektiert und dankbar lassen die beiden die Leser an ihren Hoffnungen und Ängsten auf den letzten Schritten in ihrem gemeinsamen Leben teilhaben, was das Buch zuweilen etwas schwermütig macht.

So muss Irvin denn auch das Buch selber fertig schreiben. Trotz all der Trauer, Dumpfheit und Hilflosigkeit wirkt seine analytische Herangehensweise versöhnlich. Denn nichts ist von Dauer, alles ist flüchtig.

Buch
Irvin D. Yalom und Marilyn Yalom 
Unzertrennlich 
Aus dem Englischen von Regina Kammerer
314 Seiten
(btb 2021)