Rund 30 000 Kilometer Skipisten und unzählige Wanderwege machen die Alpen heutzutage zum Sport- und Erholungsgebiet – und die Touristiker kämpfen mit Kanonen gegen den Schneemangel an. Wie der höchste Gebirgszug Europas früher vom Menschen genutzt wurde, zeigt eine Dokumentation, die erstmals ­auf Arte ausgestrahlt wird. Den Auftakt macht der berühmteste prähistorische Alpenbewohner: «Ötzi», der in der Kupfersteinzeit lebte und 1991 in seinem eisigen Grab am Tisenjoch als mumifizierte Leiche entdeckt wurde. Durch ihn konnte die Forschung Rückschlüsse auf das Leben vor 5300 Jahren ziehen. 

Von der Steinzeit schlägt der Film den Bogen zu den frühesten Hochgebirgsbauern. Erhöhter Phosphatgehalt in Bodenschichten und Milchfette, die in prähistorischer Keramik festgestellt wurden, zeugen von Almwirtschaft vor 3000 bis 4000 Jahren. Alpenmythen rund um den Revoluzzer Wilhelm Tell werden im Film ebenso verfolgt wie die Geschichten von ersten Gipfel-Stürmern, die oft tödlich endeten. 

Eher Nebensache sind die 5000 Pflanzenarten und die Tiere, welche das Gebirge bevölkern. Ein geologischer Einschub zeigt die Entstehung der Alpen vor rund 30 Millionen Jahre und führt von der Eiszeit bis zur Klimaerwärmung, die Gletscher im Eiltempo wegschmelzen lässt und für Erdrutsche sorgt.

Im Fokus steht aber die Nutzung der Alpen. Nachgestellte historische Szenen zeigen, wie Ötzi vom Pfeil eines Feindes niedergestreckt wird oder wie 1492 ein Trupp Bergsteiger den Mont Aiguille im Auftrag des französischen Königs in Besitz nimmt. Mit diesen Szenen, Experten-Interviews und prächtigen Alpenbildern liefert der Film einen ­facettenreichen Einblick in die Geschichte der jahrtausendealten Kulturlandschaft.

Die Alpen – Eine grosse Geschichte
Regie: Florian Breier, 
Christian Stiefenhofer
D 2017, 52 Minuten
Sa, 17.3., 21.05 Arte