Die Ausgangslage im Film «Roman Polanski: Mein Leben» ist heikel. Der 1933 geborene Regisseur unterhält sich mit seinem langjährigen Freund Andrew Braunsberg über sich selbst. Durch die Vertrauensbasis ist Offenheit garantiert, und es entstehen emotionale Momente. Etwa, wenn Polanski von seiner Kindheit im Krakauer Ghetto und den Gräueltaten der Nazis erzählt. Erinnerungen, die er auch in seinem preisgekrönten Film «Der Pianist» verarbeitet. Andererseits fehlt dem Dok-Film eine objektive Sichtweise, kritische Fragen stellt Braunsberg nicht. Das Gespräch wurde 2009 während Polanskis Hausarrest in Gstaad aufgezeichnet – sieben Monate nach seiner Verhaftung am Zurich Film Festival aufgrund der Vergewaltigung einer 13-Jährigen im Jahr 1977. Im Film ist dieses dunkle Kapitel zwar ein Thema, im Vordergrund steht aber immer die unehrenhafte Rolle der Medien. 

Meist chronologisch folgt der Film Polanskis Lebensstationen – von der Kindheit über die ersten Erfolge bis zur Katastrophe: Seine Frau Sharon Tate wurde hochschwanger von Sektenanhängern ermordet. «In meinem Leben war das die grösste Tragödie. Alles brach zusammen», sagt er. Wieder auffangen konnte er sich dank seiner Leidenschaft für die Arbeit, seiner dritten Frau Emmanuelle Seigner und den zwei Kindern. «Ich wäre lieber für meine Filme und mein künstlerisches Werk berühmt als für mein Privatleben», seufzt er am Ende des Films.

Roman Polanski auf Arte
Roman Polanski: Mein Leben
Dokumentarfilm  
So, 5.6., 22.40 

Polanski-Spielfilmreihe 
Mo, 6.6./Mi, 8.6.
Jeweils 20.15 und 22.25