Yasujiro Ozu (1903–1963) ist ­einer der Grossen des klassischen japanischen Kinos. Er hat innerhalb von 35 Schaffensjahren insgesamt 54 Filme gedreht. Immer den «gleichen», wie er einmal schrieb: «Obwohl ich von den anderen als jemand angesehen werde, der immer das gleiche macht, ist jedes Werk für mich ein neuer Ausdruck. Und jedes Werk, das ich verfertige, entstammt einem neuen Interesse. Das ist wie bei einem Maler, der immer ein und dieselbe Rose malt.»

Ozus grosses Thema ist die Familie. Er gestaltet es mittels einer Alltagspoesie von Einfachheit und formaler Strenge. Unverwechselbar für Ozu sind die ­tiefen Kamerapositionen sowie ruhige, statische Einstellungen. Diese Merkmale finden sich in «Tokyo Monogatari» (1953) auf meisterliche Art vereint (siehe Filmbesprechung Seite 14). Ozu-Bewunderer Wim Wenders notierte einmal: «Wenn man doch nur so filmen könnte, dachte ich mir, wie man manchmal die ­Augen aufmacht. Nur schauen, ohne irgend etwas beweisen zu wollen.»

Ausserhalb Japans blieben Ozus Werke einem breiten Publikum praktisch unbekannt. Doch die Regisseure schätzten seine Filmkunst umso mehr. Zu erklärten Ozu-Verehrern gehören neben Wim Wenders auch Alain Resnais, Rainer Werner Fassbinder und Aki Kaurismäki.

«Tokyo Monogatari» trifft man regelmässig in Bestenlisten an. So etwa in den «Top Ten» der renommierten englischen Filmzeitschrift «Sight & Sound», die alle zehn Jahre eine Rangliste publiziert. Beim letzten Mal 2012 erkoren die Regisseure Ozus Meisterwerk zum «Greatest Film of All Time».  

Tokyo Monogatari
(Reise nach Tokyo)
Regie: Yasujiro Ozu
Japan 1953
DVD 136 Minuten
(Trigon 2006).