1904, Psychiatrische Klinik Burghölzli. C.G. Jung ist hier als Arzt beschäftigt, als eine – wie man damals sagte – hysterische Frau eingeliefert wird. Es ist Sabina Spielrein, jung, schön und faszinierend. Aus dem medizinischen Fall wird mehr werden.
1904, Besuch an der Berggasse 19, Wien. Dort arbeitet Sigmund Freud an seinen bahnbrechenden Seelenerkundungen mit der psychoanalytischen Methode. Freud wie Jung müssen zugeben, dass sie eigentlich im Dunkeln tappen und Neuland betreten.
Sabina Spielrein (Keira Knightley) ist Patientin und – grober Verstoss gegen die Grundregeln im Analyse-Verhältnis – wird Geliebte von Jung (Michael Fassbender), der sie wiederum Freud als Schülerin empfiehlt. Sie wird sich selber einen guten Ruf als Analytikerin erwerben und fungiert in dieser «Dreierkiste» als Muse der beiden Männer.
Beim historischem Blick auf die europäische Geistesgeschichte wird das Spannungsverhältnis deutlich zwischen Freud, dem Älteren (und weniger Begüterten), und Jung, dem Jüngeren und Gutsituierten. Bekanntlich kommt es zum Zwist. Jung kritisiert an Freud dessen Reduktion auf den Sexualtrieb in der psychoanalytischen Theorie; Freud seinerseits bekrittelt Jungs Hinwendung zum Okkulten.
Der Film des Kanadiers David Cronenberg ist letztlich mehr historisierendes Kostümstück denn «psychologischer Thriller», der er sein will. Die drei Hauptfiguren bewegen sich dabei gefährlich an der Grenze zur Karikatur. C.G. Jungs Villa im zürcherischen Küsnacht ist für den Film übrigens am Bodensee nachgebaut worden.