«Wenn ein Roman wie ein jahrelang sorgfältig abgestimmtes Menü ist, ist dieser Kurzgeschichtenband wie eine Picknickbox für Zwischendurch, darin mal ein Snack, mal ein Schokoriegel, aber auch ein, zwei echte Überraschungen und die vielleicht beste Idee, die ich bisher hatte», schreibt Benedict Wells auf seiner Homepage über seinen Erzählband «Die Wahrheit über das Lügen». Damit hebelt der deutsch-schweizerische Autor die hohen Erwartungen an ihn gleich selbst aus – und trifft es ziemlich genau. 

Mit der «besten Idee» meint Wells die titelgebende Erzählung, in der er real existierende US-Regie-­Grössen wie George Lucas, Steven Spielberg oder Francis Ford Coppola in einer wahnwitzigen Geschichte aufeinandertreffen lässt. Im Mittelpunkt steht ein Drehbuch-­

Autor aus Hollywood, der ­George Lucas mittels Zeitreise die Idee zu «Star Wars» klaut. In dieser Version der Realität ist George Lucas ein verarmter Künstler, während der «Dieb» allen Ruhm einheimst. Mit viel Fabulierlust und Schalk spielt Wells hier mit Science-­Fiction-Elementen. Einen surrealen Touch hat auch die Erzählung «Die Wanderung»: Ein Businessman muss darin auf unerwartete Weise erfahren, wie schnell sein Leben an ihm vorbeigerast ist.  

Die zehn Erzählungen sind von unterschiedlicher Qualität, aber sie zeigen, dass sich der fantasievolle Autor in vielen Genres zu Hause fühlt und dass er die Leser zu packen vermag. Für Wells-Fans ist der Band ein Muss, den anderen seien seine ausgefeilteren Werke, insbesondere der Roman «Vom Ende der Einsamkeit», empfohlen.

Buch
Benedict Wells
Die Wahrheit über das Lügen
256 Seiten
(Diogenes 2018)
www.benedictwells.de