Mit seinen Augenpunkten
sah er die Kugel dreh’n. 
Die Pyramiden unkten:
«Wie soll das jemals geh’n?»

Das ist ein Gedicht der 52-jährigen österreichischen Lyrikerin Conny Pötschner über die Annäherung zweier unterschiedlicher Gestalten. So zugänglich, witzig und modern kennt man Lyrik zu wenig: «Sie prallten aneinand’, an Kurve und an Eck.» 

Alltägliche Szenen

Der hauptberuflich als Radiologietechnologin tätigen Schriftstellerin gelingt es zuweilen, mit einem Satz alles anklingen zu lassen, was Poesie braucht: Bildhaftigkeit, Assoziationen und hier speziell Realitätsnähe. Es ist die Realität des anlaufenden 21. Jahrhunderts: Szenen in einer Arztpraxis, auf dem Amt, beim Shopping, gefolgt von Oden an den Euro, einen gezogenen Zahn beziehungsweise das Single-Dasein. Conny Pötschner offenbart in ihrem zweiten Werk verschiedenste Texte, deren Spektrum von Situationskomik über Sozialkritisches und Philosophisches bis hin zu (Liebes-)Kummer und Sehnsucht reicht. 

Die Wiener Autorin, die 1997 ihren ersten Gedichtband veröffentlichte, ist eine literarische Entdeckung: Der schmale Band ist ein sympathischer Reisebegleiter durch die Wirren des Alltags, wo das Runde und das Eckige auch nicht immer zusammenkommen:

Er wird nie zum Ballen
und sie kein Polygon. 
Ein Würfel, der muss fallen
die Kugel rollt davon.

Conny Pötschner 
«Heiteres und Weiteres …»
116 Seiten
(Novum Publishing 2013).