Begann die Zeit mit dem Urknall? Was war, bevor es Zeit gab? Wann hört die Zeit auf? Was ist Ewigkeit? Das sind Fragen, die der neue Essayfilm von Peter Mettler stellt. Der kanadisch-schweizerische Filmemacher kreist in «The End Of Time» sein grosses Thema auf vielfältige Weise ein. Er verwandelt Bild-Assoziationen ­aus ­bestehendem wie selber gedrehtem Filmmaterial zu berü­ckenden Naturaufnahmen. Der weltweit gespannte Bogen reicht von mikrokosmischen Dimensionen in der Ameisenwelt, von Irdisch-Erdigem bis hin zum Kosmischen.

Peter Mettler setzt auf keine wissenschaftlichen oder philosophischen Theorien. Ein Forscher am Genfer Cern sagt ganz einfach: «Die Zeit, das sind wir.»


Nur eine Idee

Am Anfang und am Ende des Films sieht man in Aufnahmen aus dem Jahr 1960, wie der US-amerikanische Militärpilot Joe Kittinger aus 31 000 Me­tern aus einem Heliumballon sprang. Ohne Bezugspunkte in der Luft glaubte Kittinger, die Zeit stehe für ihn still, obwohl er der Erde im Flug entgegenraste. Einmal heisst es: «Zeit ist kein Ding. Sie ist eine Idee.»

Wie sich die Welt verändert und alles fliesst, zeigt das Beispiel aus Hawaii: Da steht ein einsames bewohntes Haus am Vulkan-Hang mitten in einem Lava-Fluss. Die Natur bahnt sich ihren Weg, und der Mensch muss schliesslich weichen. In Detroit trifft Mettler den weltweit wirkenden Techno-Star-DJ Ritchie Hawtin, der Zeit vergessende, Trance-artige Zustände hervorruft. Detroit ist die heruntergekommene Industriestadt, an welcher der Zahn der Zeit nagte. Hausbesetzer versuchen, verlassene Quartiere neu zu beleben.

Der Film breitet ungemein faszinierendes Material aus. Und angesichts des grossen abstrakten Zeit-Begriffs beschleicht ­einen gelegentlich ein metaphysisches Gruseln. Etwa dann, wenn Sterne auftauchen, die längst erloschen sind. Zeit, ins Kino zu gehen.